Leitbild

Partnerschule – ethische Leitlinien

In der Diskussion mit Kolleginnen und Kollegen kommt nicht selten die Frage auf, ob das Ziel der Sanierung einer Ehe oder Partnerschaft seitens des Beraters eigentlich berechtigt ist. Muss man nicht neutral sein? Geht es nicht zunächst darum herauszufinden, ob ein Paar überhaupt noch zusammen bleiben will oder nicht?

Trennung und Scheidung gehören zu den größten Katastrophen im Leben eines Menschen, sind sie doch ein relevanter Risikofaktor für psychische Störungen! Den aktuellen Forschungsstand zusammenstellend konnte Bodenmann 2013 in seinem Lehrbuch Klinische Paar-& Familienpsychologie (Hogrefe Verlag ) z.B. konstatieren:

„Eine feste, stabile und glückliche Partnerschaft erweist sich als einer der besten Prädikatoren für Lebenszufriedenheit, Glück, Wohlbefinden und Gesundheit.“ (S.23)

Neben den Partnern selber sind Kinder die größten Profiteure. Denn:

„Die Scheidung gehört neben chronischen destruktiven Partnerschaftskonflikten zu einem der bedeutendsten Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Störungen beim Kind und Jugendlichen und stellt eine lebenslange Vulnerabilisierung dar“. (S.167).

Auch alles Schönreden von der „einvernehmlichen Scheidung” lässt sich empirisch nicht einlösen.

„Da Kinder nach „positiver“ Scheidung der Eltern nur unwesentlich oder gar nicht positiver abzuschneiden scheinen als Kinder in ungünstigen Scheidungskonstellationen, stellt sich die Frage, ob man weiterhin von einer positiven Scheidung für Kinder sprechen kann.“ (a.a.O. S.213)

Angesichts dieser dramatischen Folgen von Trennung und Scheidung für die Betroffenen selbst und insbesondere für deren Kinder habe ich mich entschieden alles, was die wissenschaftliche Forschung an Erkenntnissen zur Verfügung stellt zu nutzen, um eine Ehe zu stabilisieren und zu sanieren.

Allerdings bin ich auch Realist und weiß, dass für manche Partner, trotz guten Willens, die Lösung für ein achtungsvolles Miteinander in einer Trennung bzw. Scheidung liegt. Diese Entscheidung ist allerdings erst nach einem Prozess der Klärung und Bewältigung, wie ihn die Partnerschule anbietet, sinnvoll. Deshalb spreche ich auch nicht von „Trennungs- und Scheidungsberatung“, weil damit ein mögliches Ergebnis bereits zum Ziel gesetzt wird.

Ich glaube, dass der große Zuspruch zur Partnerschule genau mit dieser meiner wertorientierten Entscheidung in Verbindung steht.

Dr. Rudolf Sanders